Mutternacht

Die Wintersonnwende ist ein besonderer Moment in unseren Breitengraden. Die Tage werden wieder heller, mehr Licht wird uns beschert. Sigrid Artmann ist Schriftkünstlerin und Performerin und begeht diesen Tag mit einem besonderen Ritual. Ich habe die Musik dazu geliefert.

Für meine Mutternacht-Komposition habe ich mich intensiv mit dem Dunkel-Licht-Mythos beschäftigt. Eine musikalische Bewegung, die in so vielen Kompositionen verwendet wird. Eine der schönsten Musikzitate für mich ist aus Joseph Haydns „Schöpfung“: der Moment, wenn Haydn aus dem Chaos des Anfangs das „Es werde Licht“ im C-Dur Akkord erstrahlen lässt,- fantastisch!

Doch Dunkel ist nicht Dunkel und Licht nicht gleich Licht. Ich habe mich dafür entschieden, mit meiner Musik nahe an der Schriftarbeit von Sigrid Artmann zu sein. So wird das Dunkel in den vielen Schichten und Schattierungen dargestellt: Tropfen, Höhlenklängen, meine Stimme, das Holz meines Geigenbogens und Wind gibt es zu hören.

Und wie klingt das Licht?

Licht kann gleißend sein, sodass es weh tut, Licht kann warm sein und alles verschönern. Hier bei Mutternacht, am Ende der finsteren Tage, durchdringt das Helle wabernd, fließend durch die Schichten hindurch. Mein kompositorisch umgesetztes Licht durchwebt die dunklen Schichten musikalisch: wie tröstlich, welch Glück!